Berichte



Präzise Blasmusik und ein den Weltfrieden suchender Hippie

Seit 134 Jahren gibt es den Musikverein Zürich-Höngg, und seit vielen Jahren ist sein Unterhaltungskonzert der Magnet für Freunde der Harmonischen Blasmusik — so besuchten am letzten Samstag um die 360 Besucherinnen und Besucher den Auftritt der 70 Musikerinnen und Musiker.

Samstagabend, strömender Regen — kaum einer ist in Höngg unterwegs, es sei denn, er oder sie möchte ans Konzert des Musikvereins Zürich-Höngg, kurz MVZH, im grossen Saal des reformierten Kirchgemeindehauses. Dort angekommen, betritt man eine andere Welt: Das Motto "An Evening in New York" wird voll durchgezogen, sogar einen Hot-Dog-Stand mit passendem Look hat es im Foyer, und ein ganzer Tisch voller Muffins, Cup-Cakes, Brownies und Kuchen — allesamt wundervoll verziert, glitzernd, mit der Freiheitsstatue oder mit Rosen — harren ihrem Ende in der Pause oder nach Konzertende entgegen.
Dem Konzertanfang entgegen harren jedoch die 70 Musikerinnen und Musiker — die Bühne im grossen Saal musste gegen das Publikum hin vergrössert werden, sonst hätten nicht alle darauf Platz gehabt. In ihren adretten schwarzen Anzügen mit weissen Hemden und Blusen sitzen und stehen sie da, vor sich auf Hochglanz polierte Instrumente — Flöte und Piccolo, Klarinette, Saxofon, Oboe, Trompete, Waldhorn, Posaune, Euphonium und Bass sowie Perkussion warten auf ihren Einsatz.

An Evening in New York

Kriegerisches zum Anfang

Losgelegt wird mit "American Salute", Variationen über das Kriegslied "When Johnny comes marching home". Begrüsst werden die Besucherinnen und Besucher damit, weil New York zu Beginn der Kolonialisierung durch die Niederländer auf der Spitze der Halbinsel in der Sprache der Indianer "Manna-hatta" hiess, daraus wurde Manhattan. Die Wallstreet mit ihrer Mauer als Verteidigungs- und Schutzanlage wird bis heute im Zusammenhang mit Überfällen und Kriminalität genannt — und so passe doch ein Kriegsstück zur Begrüssung, fand Ansager Frédéric Voisard-Horisberger.
Seit 2006 ist er "nur" noch Passivmitglied, aber dafür engagierter Ansager an den jährlichen Konzerten, begrüsst das Publikum und erzählt, passend zur Videoprojektion der Freiheitsstatue im Hintergrund, die Geschichte der "Miss Liberty", die ja eigentlich "Mademoiselle Liberté" heissen müsste, weil sie ein Geschenk der Franzosen zu 100 Jahren Unabhängigkeit der USA, 1876 war die magische Zahl, war. "Die "Miss Liberty" steht übrigens auf einem Sockel, welcher Teil einer Befestigungsanlage war", so der begabte Ansager.

Im ersten, zweiten oder dritten Frühling schwelgen

Zu "The Hounds of Spring" von Alfred Reed, dem New Yorker "Blasmusik-Guru" schlechthin, sei es Zeit, sich an den "ersten, zweiten oder dritten Frühling zu erinnern" und die Verliebten könnten ja in der Pause oder nach dem Konzert "Taten folgen lassen", so der Basler Ansager, der damit viele Publikumslacher erntet. Das Orchester spielt den ganzen Abend präzise und auf den kleinsten Ton genau, denn so gibt Dirigent Bernhard Meier es auch vor — nicht umsonst war er acht Jahre lang Berufsoffizier im Kompetenzzentrum Schweizer Militärmusik, nachdem er die Miliz-Ausbildung zum Musikoffizier absolviert hatte.
Zur "Pavane from Symphonette No. 2" von Morton Gould, dem Schöpfer der Verbindung von Folk und Jazz, erzählt Frédéric Voisard-Horisberger, dass der Tanz "Pavane" von Vogel Pfau komme: "Und wenn man in den Zürcher Zolli, äh pardon, in den Züri Zoo meine ich, geht, dann sieht man, dass dieser Tanz, genau wie eben der Pfau, eine leichte, elegante Angelegenheit ist". Das Publikum kann nicht umhin, den Basler für seinen Zolli-Ausrutscher wohlwollend ein bisschen auszulachen, schliesslich ist man in Zürich, im "Dorf" Höngg.

André Desponds

Begehrter Solist André Desponds spielte

Vor der Pause gibt es die "Rhapsody in Blue" von George Gershwin zu hören, gespielt von Solist André Desponds, der in seinen schwarzen Lackschuhen perfekt zum schwarz glänzenden Konzertflügel mit discomässiger LED-Beleuchtung passt. Diese Verbindung von Jazz, Blues und konzertanter Sinfonik spielt er hingebungsvoll, seine Finger fliegen nur so über die Tasten, mit überkreuzten Händen spielt er sich tosenden Publikumsapplaus ein. "Bei André Desponds gilt «Manhattan oder män hät en nöd — der Musikverein Zürich-Höngg hät en»!", so Wortspieler Frédéric Voisard-Horisberger.
Der Pianist spielt das berühmte Stück zum ersten Mal mit einem Blasorchester, was bei Musikern und Publikum gleichermassen gut ankommt. Als zweite Zugabe gibt es eine Eigenkomposition des Pianisten, die die meisten ebenfalls noch nie gehört haben dürften. Die konzentrierten Gesichter der Musikerinnen und Musiker und auch des Dirigenten zeigen, wie ernst sie ihren Auftritt nehmen und wie viel das perfekte Spiel abverlangt.

Im "Groove-Rausch" zum Hot-Dog-Stand entlassen

An Evening in New York

Im "Groove-Rausch", so der Ansager, entlassen Musiker und Ansager das Publikum in die Pause, zu Hot-Dog, Drinks und Cup-Cakes. Danach geht es weiter mit Medleys aus den Musicals "My Fair Lady" und "Hair" und einem Medley zu "The Best of Billy Joel", natürlich mit dem "Uptown Girl", immer eingeführt vom Basler Ansager, der findet, "Zoifter" könne er schon rein wegen seines Dialektes nie werden — er sei schon froh, dass er beim Musikverein Zürich-Höngg die Ansagen machen dürfe. Junger Posaunen-Solist zeigt Blasmusik-Energie Das Stück "This nearly was mine" wird vom jungen Posaunisten Jean Michel Sassel musikalisch geführt, er zeigt, dass Blasmusik nicht nur für Ältere ist — er und die meisten Musiker des MVZH sind zwischen 20- und 72-jährig, der Durchschnitt liegt aktuell bei genau 35,7 Jahren. "For Once in my Life" ist Frank Sinatra, dem New Yorker mit den blauen Augen schlechthin, gewidmet. Zur Ansage von "Hair Selection" betritt ein Hippie die Bühne — Frédéric Voisard-Horisberger hat sich die Krawatte als Haarband um den Kopf gebunden, das Hemd aus der Hose gezogen — und ruft "Zum Kampf gegen das Establishment" auf, er wolle "Platz für Protescht!", zudem lasse er sich seine langen Haare (die er nicht hat) sicher nicht von einem Stahlhelm frisieren, und auch der Konzertflügel, der für André Desponds zweiten Einsatz wieder hervorgerollt wird, bekommt ein paar böse Worte ab — doch der rebellische Hippie wandelt sich im Sekundentakt: "Herzlichen Dank, dass Sie in dieser Kommune Platz genommen haben — Love, Peace and Happiness — lassen Sie uns zusammen diskutieren und eine Friedenspfeife rauchen", schloss er das Konzert mit dem kriegerischen Anfang und dem friedlichen, im übertragenen Sinne deliriösen, betörenden Ende.

Bericht von Malini Gloor (Höngger, 26. März 2015)

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Der Musikverein Zürich-Höngg besuchte Luxemburg

Ende Juni durfte der Musikverein Zürich-Höngg eine viertägige Konzertreise nach Luxemburg unternehmen. Die Wahl der Destination liegt auf der Hand, denn fünf Mitglieder der "Hönggermusik" stammen aus Luxemburg und absolvieren zurzeit ihr Studium in der Limmatstadt.

Die Chance, eine kleine, äusserst spannende Stadt zu entdecken, liessen sich die Musikerinnen und Musiker nicht entgehen und packten Instrument und Koffer für die Reise. Per Bus ging es an einem Donnerstagnachmittag im Juni in gut sechs Stunden via Frankreich in die Hauptstadt des Grossherzogtums Luxemburg. Der Freitag stand dann ganz im Zeichen einer abwechslungsreichen Stadtführung.

Zwei Hochhäuser voller Übersetzer

Die Tour startete auf dem Kirchberg, auch bekannt als "Europa-Viertel". Hier befinden sich die vielen Institutionen der Europäischen Union, unter anderem der Europäische Gerichtshof. Es gab viel Hintergrundwissen zum Betrieb dieser Institutionen, unter anderem lernten die Höngger, dass es zum Übersetzen aller Texte und Urteile des Gerichtshofs in alle 24 EU-Sprachen zwei Hochhäuser voll mit Übersetzern benötigt und ein drittes Gebäude mangels Platz bereits in Planung ist.
Auch die Kultur hat ihren Platz auf dem Kirchberg gefunden: In Form der Philharmonie Luxemburg, die am besagten Wochenende gerade das Zehn-Jahre-Jubiläum feiern durfte und zu den besten Konzerthäusern Europas gehört. Am Nachmittag stand eine Stadtführung zu Fuss durch die Altstadt Luxemburgs auf dem Programm. So ging es vorbei am Palast des Grossherzogs, der Kathedrale Notre-Dame und dem Place de la Constitution mit dem Monument der goldenen Frau.
Zum Abschluss des Nachmittags machten sich die Musikerinnen und Musiker auf in den Untergrund und besuchten die Festungsanlage "Bock-Kasematten", ein eindrückliches, verwinkeltes Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert.

Luxembourg

Höngger-Auftritt in Luxembourg

Am Freitagabend durfte die "Hönggermusik" auf Einladung zweier luxemburgischer Musikvereine ein Saalkonzert in Munsbach geben. Die Schëtter Musik hatte dafür einen tollen Rahmen für das Gemeinschaftskonzert der Foulschter Musik und des Musikvereins Zürich-Höngg geschaffen. Nach dem rund zweistündigen Konzert klang der Abend bei einem kühlen Getränk und netten Gesprächen mit luxemburgischen Musikfreunden in entspannter Atmosphäre aus.
Eine kurze Nacht, und schon stand am Samstagmorgen das nächste Highlight auf dem Programm: ein Sommerkonzert auf der Place d'Armes im Herzen Luxemburgs. Die Musikerinnen und Musiker richteten sich auf der Konzertbühne ein. Kurz darauf erklangen die ersten Töne und lockten viele Zuhörer an, die den Samstagmorgen bei Shopping oder einem Kaffee in der Stadt verbrachten. Es war ein tolles Konzerterlebnis, an das sich die "Hönggermusiker" noch lange erinnern werden.

Luxembourg

Lokale Spezialitäten gegessen, danach ab ins Nachtleben

Den Samstagnachmittag genossen die Reisenden ganz nach Lust und Laune beim Shopping, Sightseeing oder Entspannen in einem der vielen Restaurants und Cafés. Um 19 Uhr wartete das grosse Abschiedsessen in einer lokalen Brauerei auf den Musikverein Zürich-Höngg. Bei luxemburgischen Spezialitäten genoss man einen gemütlichen Abend bei Speis und Trank, der für viele in einer der unzähligen Bars und Diskotheken endete.
Am Sonntagmorgen hiess es dann "Äddi Lëtzebuerg", auf Wiedersehen Luxemburg. Die Reisenden traten nach zwei erlebnisreichen Tagen die Rückreise in die Schweiz an. Dank der guten Organisation durch zwei Vorstandmitglieder und die luxemburgischen Mitmusikanten war es für alle Beteiligten ein rundum gelungenes Wochenende.

Eingesandt von Anita Stauffer, Musikverein Zürich-Höngg (Höngger, 9. Juli 2015)

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Schweizer Qualitätsarbeit des Musikvereins Zürich-Höngg

Der Musikverein Zürich-Höngg begeisterte an seinen beiden Konzerten in der Kirche das Publikum mit Werken von Schweizer Komponisten und glänzte mit einem vielseitigen Programm.

Die konzertante Blasmusik geniesst in der Schweiz weit verbreitetes Ansehen, kein Wunder also, dass auch einige Komponisten von internationalem Format aus der Szene hervorgegangen sind. Grund genug für den Musikverein Zürich-Höngg, die beiden diesjährigen Konzerte in der katholischen Kirche Höngg ausschliesslich mit Werken aus der Feder von Schweizer Komponisten zu bestreiten.

Musikverein Zürich-Höngg 2015

Unter der stets stilsicheren Leitung von Bernhard Meier wurde dabei auch themenmässig typisch schweizerisches geboten. Mit "Canzun", Oliver Waespis symphonischer Bearbeitung von bünderischem Liedgut und dem imposanten "Der Berg" des Olteners Thomas Trachsel, versetzte das rund 70-köpfige Orchester das Publikum geradewegs in die schöne Schweizer Bergwelt. Mit "Images of a City" des Tessiners Franco Cesarini kam dann auch die urbane, gemäss Moderator Frédéric Voisard-Horisberger manchmal etwas gar stressige, Schweiz zum Zuge bevor es mit dem von Etienne Crausaz arrangierten Englischem Volklied "The Turtle Dove" so richtig romantisch und besinnlich wurde.

Den absoluten Höhepunkt aber sparte sich der Musikverein bis zum Schluss auf. In Mario Bürkis "Sacri Monti" zeigten die Musikantinnen und Musikanten beeindruckende gesangliche Qualitäten und die Zuhörerschaft wähnte sich gleich in einer der namensgebenden norditalienischen Bergkapellen inklusive singender Mönche und Nonnen. Als Zugabe gab es dann noch einen kleinen Stilbruch. Das Stück "Yellow Mountains" stammt nämlich aus der Feder des Niederländers Jacob de Haan, beschreibt aber die herbstliche St. Moritzer Bergwelt und stellte einen festlichen Abschluss zweier rundum gelungener Konzerte dar. Bei Glühwein, Punsch und Weihnachtsguezli konnten sich dann Orchester und Publikum anschliessend noch austauschen und gemeinsam auf die bevorstehende Weihnachtszeit freuen. Das nächste Konzert des Musikvereins Zürich-Höngg findet am 19. März 2016 zusammen mit der Jugendmusik Zürich 11 im Saal des reformierten Kirchgemeindehauses Höngg statt.

Bericht von Bernhard Stohr (7. Dezember 2015)

Musikverein Zürich-Höngg

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