Berichte



Grosses Kino mit dem Musikverein Zürich-Höngg

Am letzten Samstag verwandelte sich das reformierte Kirchgemeindehaus in einen Kinosaal: Der Musikverein Zürich-Höngg lud zum Konzert unter dem Motto "Night at the Cinema". Mit Filmmusik aus bekannten Hollywood-Filmen wurde das Publikum bestens unterhalten.

Extra für die Konzertbesucher hatten die Organisatoren des Musikvereins vor dem reformierten Kirchgemeindehaus den roten Teppich ausgerollt. So durfte sich, wer an diesem Samstagabend das Konzert besuchen wollte, endlich einmal wie ein VIP fühlen und das Schaulaufen auf dem roten Teppich geniessen. Auch das Foyer war ganz auf Kino getrimmt worden: mit einer Bar, an der Popcorn, Gebäck, Hotdogs und Cocktails verkauft wurden, Filmplakaten an den Wänden, Filmrollen als Serviertabletts und sogar einer Fotowand, vor der sich die Anwesenden, ob berühmt oder normalsterblich, von einem Fotografen ablichten lassen konnten.

Night at the Cinema 2014

Fast wie bei den Oscarverleihungen

Ähnlich gross wie bei den Oscarverleihungen war denn auch der Andrang an diesem Abend. Schon kurz nach 19 Uhr bildeten sich im Eingangsbereich zum Kirchgemeindehaus lange Schlangen vor der Abendkasse und das Gedränge im Barbereich nahm bis zum Konzertbeginn stetig zu. Diejenigen Besucher, die das Geschiebe im Foyer erfolgreich hinter sich gebracht hatten und sich ausreichend mit Popcorn und Softdrinks eingedeckt hatten, begaben sich Richtung Saal, um die nummerierten Plätze einzunehmen. Auch hier bot sich ein ungewohntes Bild: jeder einzelne Stuhl war mit rotem Samt überzogen worden, so dass der Eindruck entstand, man sitze in einem Kinosaal. Schon rein aus psychologischen Gründen sass es sich damit eindeutig bequemer als ohne die Verkleidung.

Von "Tarzan" bis zu "Titanic"

Kurz nach 20 Uhr war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und das Musikkorps eröffnete mit der Filmmusik zum Klassiker "Lawrence of Arabia" das Programm. Die strahlend blauen Augen von Peter O'Toole als "Lawrence von Arabien" leuchteten von einer hinter dem Orchester aufgespannten Leinwand, während das Bläserkorps die monumentalen Klänge der Filmmusik anstimmte und das Publikum schon mit diesem ersten gekonnt dargebotenen Stück vollkommen in seinen Bann zog. In den folgenden zwei Stunden entführte das Ensemble unter der Leitung von Bernhard Meier seine Gäste auf eine Reise in die Welt des Films und liess von "Tarzan" bis zu "Titanic" einige der grössten Werke der Filmmusik erklingen, immer begleitet von Bildern zum Film. Für jeden Geschmack war garantiert etwas dabei. Während etwa Westernfans mit Ennio-Morricone-Themen verwöhnt wurden, kamen Actionfreunde mit einem Medley zu Goldsmith-Variationen und der Titelmusik zu "The Godfather" auf ihre Kosten, derweil für gefühlsbetonte Konzertbesucher "Forrest Gump" und "Titanic" im Angebot waren. Mit der grossen Vielfalt der intonierten Stücke bewies das Orchester bravourös sein Können und deckte die ganze Bandbreite der Gefühle ab — mal ganz sanft und melancholisch, dann wieder heiter und beschwingt, aber auch voller Spannung und dramatisch.

Fredereic Voisard-Horisberger

Céline Dion bekam ernsthafte Konkurrenz

So kurzweilig und abwechslungsreich wie die Musik war auch die Moderation des Abends, die von Frédéric Voisard-Horisberger witzig und charmant gemeistert wurde. Mit schauspielerischen Slapstickeinlagen und lustigen Kommentaren zu den Filmen verstand er es immer wieder, die Gäste zum Lachen zu bringen. Er schaffte es nicht nur, das Publikum das Titelthema von "Pink Panther" selbst singen zu lassen, sondern machte auch Céline Dion ernsthafte Konkurrenz, als er zur "Titanic" ihren Hit "My heart will go on" zum Besten gab. Noch stundenlang hätte das Publikum dem Musikverein zuhören können. Doch viel zu schnell, nach nur zehn Stücken, war der cineastische Ausflug schon wieder vorbei. Mit frenetischem Applaus dankten die Gäste für den rundum gelungenen Abend und wurden noch einmal mit zwei Zugaben belohnt. Ganz wie im echten Kino lief beim letzten Stück auf der Leinwand der Abspann, auf dem alle Beteiligten vermerkt waren — und mit den letzten Tönen des Orchesters erschien "The End" auf der Leinwand. Damit ging der perfekt inszenierte Abend zu Ende und es bleibt nur zu hoffen, dass der Musikverein bald wieder einmal zu einem Konzert einlädt.

Bericht von Dagmar Schräder (Höngger, 27. März 2014)

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Mit "Klassikern" zum Erfolg

Werke grosser Komponisten begeistern. Das zeigte sich an den diesjährigen Konzerten in der Kirche des Musikvereins Zürich-Höngg. Mit virtuoser Wucht eroberte sich das Blasorchester die Herzen des zahlreichen Publikums.

Festliche Fanfarenklänge eröffneten den Konzertabend in der Heilig-Geist-Kirche: Unter der Leitung von Bernhard Meier spielte der Musikverein Zürich-Höngg die Festmusik der Stadt Wien. Dieses Werk von Richard Strauss sei heute ein "Klassiker", meinte Moderator Marco Galli, eben ein zeitloses Werk eines grossen Komponisten. Und ausschliesslich solche bildeten denn auch das Konzertprogramm der Hönggermusik.

Liebeserklärung an die "Neue Welt"

Mit dem Pilgerchor aus Richard Wagners "Tannhäuser" entführte das gut 60-köpfige Blasorchester sein Publikum in die Szenerie einer romantischen Oper. Das Publikum war vom Gesang der heimkehrenden Pilger noch ganz ergriffen, als der Moderator zum ersten musikalischen Höhepunkt überleitete. Denn nun interpretierte der Musikverein das Finale aus der Sinfonie Nr. 9 "Aus der Neuen Welt" von Antonín Dvořák. An Dynamik fehlte es dabei wahrlich nicht: Energisch intonierten die Bläser das pathetische Hauptthema und gefühlvoll spielten sie die sehnsüchtigen Passagen. Das triumphale Ende des Meisterwerks quittierte das begeisterte Publikum mit viel Applaus.

Einem eigentlichen Gassenhauer nahm sich die Hönggermusik als Nächstes an, dem Walzer Nr. 2 aus der Jazz Suite Nr. 2 des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. "Beim Zuhören werden Sie sich fragen, was dieser Walzer mit Jazz zu tun hat. Ich sage es Ihnen: Nichts!", beugte Galli einem drohenden Missverständnis vor. Man habe das Werk irrtümlich für die im Zweiten Weltkrieg verschollene Jazz Suite gehalten. "Eigentlich handelt es sich aber um die Suite für Varieté-Orchester", so der musikalisch versierte Moderator weiter. Was auch immer auf der Verpackung stehen mochte, der Inhalt ‒ sprich der liebevoll gestaltete, fast zu bekannte Walzer ‒ überzeugte das Publikum.

Effektvolle Battaglia zum Schluss

Die Motette "Locus iste" hatte Anton Bruckner für einen vierstimmigen gemischten A-capella-Chor geschrieben. Aber das eigentlich schlichte Stück Musik vermochte die Zuhörer auch in der Blasorchester-Version des Musikvereins in seinen Bann zu ziehen. Umso abrupter dann der Wechsel: Feldherr Bernhard Meier und seine musikalische Armee nahmen Aufstellung und stürzten sich ins laute Kriegsgetümmel. Was die Hönggermusik in der Ouvertüre "1812" von Pyotr Ilyich Tchaikovsky bot, war schlicht grandios. In wuchtigen Klängen vertonte das Orchester den Triumph der russischen Armee über Napoleons Invasionstruppen, technisch brillant und effektvoll ‒ unter anderem mit 16 Kanonenschüssen und ohrenbetäubendem Glockengeläut. Die Zuhörer hielt nichts mehr auf ihren Sitzen, eine Zugabe musste her. Mit dem stimmungsvollen Bach-Choral "Jesus bleibet meine Freude" entliess der Musikverein das Publikum zu Adventsguetzli und Glühwein.

Bericht von Gabriel Diezi (7. Dezember 2014)

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Sonntag 1.10.2023
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